Ein Blick zurück: Bereits seit 30 Jahren arbeitet Wolfgang Lanzenberger als Regisseur und kennt den P7S1-Kosmos wie kaum ein anderer. Was den Leiter Regie und Ausbildungsbeauftragten der Seven.One Production an seiner Arbeit fasziniert, warum ihm die Ausbildung junger Medienschaffenden besonders am Herzen liegt und welch skurrile Momente er in seiner Regisseur-Karriere erlebte, teilt er in diesem Interview.

 

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Katrin Dusel

"Am Puls der Zeit zu sein ist für Regisseure überlebenswichtig"

Ein Blick zurück: Bereits seit 30 Jahren arbeitet Wolfgang Lanzenberger als Regisseur und kennt den P7S1-Kosmos wie kaum ein anderer. Was den Leiter Regie und Ausbildungsbeauftragten der Seven.One Production an seiner Arbeit fasziniert, warum ihm die Ausbildung junger Medienschaffenden besonders am Herzen liegt und welch skurrile Momente er in seiner Regisseur-Karriere erlebte, teilt er in diesem Interview.

 

Lieber Wolfgang, du bist der P7S1-Mitarbeiter mit der längsten Betriebszugehörigkeit! Bitte erzähle uns etwas von deiner Historie im Konzern. Wie kamst Du zu P7S1 und welche Positionen hast Du intern bereits besetzt?

Ich bin nun seit über 30 Jahren Regisseur. Eigentlich ein Albtraum für Personaler:innen… (lacht) Nach meinem Studium der Kommunikationswissenschaft und einer Hospitanz beim Bayerischen Rundfunk, schlug ich mich zuerst als freier Mitarbeiter bei den Öffentlich-Rechtlichen durch. Als dann Mitte der 80er das Privatfernsehen gegründet wurdet, bot sich mir eine einmalige Chance. Ich fing bei einem kleinen Sender namens EUREKA-TV an. Wir sendeten – damals in den 80er Jahren – ein ziemlich handgestricktes Programm aus moderiertem Frühstücksfernsehen, Teleshopping und Video-Clips. Unser Mini-Studio befand sich in einer Tiefgarage in München Schwabing. Für mich war das die perfekte Möglichkeit ins kompliziertere Live-Fernsehen einzusteigen. Aus dem besagten Sender wurde 1989 dann ProSieben.

Laut deines aktuellen Jobtitels bist Du Leiter Regie und Ausbildungsbeauftragter. Was fasziniert dich an deinem Job?

Mein Job ist die perfekte Kombi aus Machen und Weitergeben. Eine bessere Balance kann ich mir nicht vorstellen. Mit meiner Leidenschaft für bewegte Bilder und Geschichten bin ich der Regie goldrichtig. Wir machen jeden Tag aufs Neue Fernsehen mit viel Herzblut und Kreativität. Und werden dabei nicht müde die Dinge weiter zu drehen und ein Stück weit neu zu erfinden. Wie toll mein Regie-Job ist, wird mir besonders jetzt in den nicht ganz einfachen Zeiten bewusst, da das gerade eine Renaissance erlebt. Solides Handwerk ist gefragter denn je. Mein Wissen darf ich in meiner Position als Ausbildungsbeauftragten weitergeben. Wobei mir der Begriff des Ausbildungsbeauftragten ein wenig sperrig klingt. Ich sehe mich mehr in der Rolle des Mentors. Das kann eine sehr sinnerfüllende Aufgabe sein.

Wolfgang Lanzenberger Anfänge

Wusstest Du bereits als Kind, was Du einmal werden möchtest?

In der Tat, so war es. Gleich nach dem Lockführer kam der Berufswunsch Regie. Meine Entscheidung stand tatsächlich bereits mit 11 Jahren fest, als mir mein Vater eine Super-8 Kamera schenkte. Von da an wusste ich, dass ich etwas mit Film oder Fernsehen machen wollte. Es gab keinen Plan B und keinen Zweifel daran. Entweder ich werde Regisseur oder ich werde gar nichts.

Wenn du an deine lange P7S1-Laufbahn zurückdenkst, was war das Skurrilste oder Witzigste, das dir passiert ist?

Da fallen mir in der Tat einige Geschichten ein, beispielsweise als ich eines Nachts völlig unerwartet einen Fernsehzuschauer vor meiner Wohnungstüre vorfand. Dieser Zuschauer hatte sich unsterblich in unsere Nachrichtensprecherin verliebt. In meiner grenzenlosen Naivität bat ich ihn herein, und brachte ihn kaum wieder hinaus. Das war gar nicht witzig, aber zumindest skurril.

Gab es denn auch schon einmal eine Live-Übertragung bei der etwas schief lief?

Ja, ich erinnere mich gut an eine Situation, in der ich in der Regie unseres ehemaligen Nachrichtensenders N24 saß. Eines Tages warteten wir auf die Bekanntgabe eines wichtigen Parteitagsbeschlusses der Grünen. Als ich auf meinem Vorschaumonitor einen Redner auf die Bühne stürmen sah, gab ich das Kommando mit Breaking-News live rauszugehen. Der Mann sagte aber nur: „Hat jemand ein Paper für mich?“ Für diese Lappalie hatte ich das laufende Programm unterbrochen. Das war wohl der Tiefpunkt meiner TV-Karriere.

Wolfgang Lanzenberger Wand

Was spricht aus deiner Sicht besonders für den Arbeitgeber P7S1? Was hält Dich im Konzern?

Für ein großes Publikum zu arbeiten, bedeutet Verantwortung. Und natürlich Glück. Dinge ausprobieren zu können, stets aktuell und relevant zu sein und damit einen Beitrag zur Erfolgsgeschichte des Unternehmens zu leisten, motiviert mich jeden Tag immer wieder aufs Neue. Ich komme meistens mittags, arbeite dann zwei Sendungen ab. Wenn es gut läuft, stellt sich nach getaner Arbeit die Feierabend-Zufriedenheit ein. Alle Zeiger sind wieder auf Null gestellt. Auf dem Schreibtisch bleibt nichts liegen. Gesendet ist gesendet, und Morgen ist ein neuer Tag. Es sind die Aufgabe, die Kollegialität, der Spirit, der mich im Konzern hält. Ich habe mehr als mein halbes Leben für die rote Sieben gearbeitet, und ich kann mir nichts anderes vorstellen. Seit jeher steht auf meinem Mitarbeiter:innenausweis die Personalnummer fünf. Ich muss regelmäßig schmunzeln, wenn das die Kolleg:innen von der Sicherheit regelmäßig skeptisch werden lässt (lacht).“

Wie hat sich P7S1 in all den Jahren deiner Betriebszugehörigkeit verändert?

Wenn ich mich an die Anfangsjahre zurückerinnere, kommen mir vor allem die spektakulären Sendeausfälle in den Sinn. Die haben wir – Gott sei Dank – heute nicht mehr. Die Technik läuft stabil, jeder weiß genau, was er zu tun hat. Wir sind professioneller geworden. Und das in vielerlei Hinsicht - wir sind immer schneller und effizienter geworden. Stylisch waren wir schon immer. Das kann jeder sehen, der an Werbeplakaten vorbeiläuft, im Internet surft oder durch unsere Programme zappt. Aus den wilden Anfangsjahren ist ein international agierender Medienkonzern geworden. Es erfüllt mich mit Stolz vom ersten Tag an mit dabei gewesen zu sein. Und welchen Output wir liefern und wie gut unsere Arbeitsroutinen funktionieren, zeigt sich gerade jetzt, in den nicht ganz so einfachen Zeiten.

Wolfgang Lanzenberger Hut

Wolfgang, als Ausbilder bringst du jungen Medienschaffenden täglich neue Fähigkeiten bei. Kannst du dabei auch etwas von ihnen lernen?

Absolut. Ausbildung ist keine Einbahnstraße. Jeder lernt von jedem – jeden Tag aufs Neue. Zusammenarbeit auf Augenhöhe, ein wertschätzender und wohlwollender Umgang untereinander, ist mir besonders wichtig. Wir bauen dabei auf Empathie und gegenseitigen Austausch.

Ich lerne vor allem von unseren Auszubildenden, wie die junge Generation so tickt und was die Anfang Zwanzigjährigen bewegt. Man sollte die Themen und die Erwartungshaltung seiner Zielgruppe schon kennen. Stets am Puls der Zeit zu sein ist für gute Regisseure überlebenswichtig. Außerdem sind mir die jungen Kolleg:innen als Digital Natives in manchen Dingen oft eine Nasenlänge voraus. Ich habe keine Scheu, sie um Hilfe zu bitten. Etwa, wenn ich mit meinen PC-Programmen wieder mal auf Kriegsfuß stehe.

 

Lieben Dank Wolfgang für diese spannenden Einblicke!