Ihr habt tagtäglich mit Trailern und Trailerschnitt zu tun: Verratet ihr uns das Geheimnis eines guten Trailers?
C: Ein guter Trailer unterhält mich. Er packt mich. Darf mich überraschen. Nimmt mich aber dennoch an der Hand und lässt mich dabei nie ganz allein im Wald stehen. Das beworbene Erlebnis sollte dabei geschützt sein, denn jeder Film wird von jemandem da draußen mit Sicherheit zum ersten Mal gesehen. Am Ende sollte ein Trailer aber unsere Zuschauer:innen immer dazu bringen, zu einem bestimmten Zeitpunkt einen bestimmten Knopf auf der Fernbedienung zu drücken, um bei dem beworbenen Erlebnis dabei zu sein. Wie man das schafft, ist am Ende eben die Herausforderung.
D: Für mich muss beim Anschauen eines Trailers das Bauchgefühl stimmen! Ein Trailer muss den Eindruck vermitteln, Zuschauer:innen emotional mitzunehmen. Auch die grauen Zellen sollten angeregt werden und die Zuschauer:innen sollten zum Nachdenken kommen. Gleichzeitig darf es aber auch nicht zu verkopft werden, denn das kann dazu führen, dass die Lust auf den Film verloren geht. Und dies verdeutlicht auch die Komplexität des Ganzen, denn man hat immer die Intention, einen Anreiz zum Anschauen zu schaffen! Wenn man einen Trailer schneidet, tut man dies nicht nur für sich selbst, sondern vor allem für die Zuschauer:innen, die am Ende eine Gänsehaut bekommen und von der Musik und den Bildern mitgenommen werden sollen. Und wenn man dann am Ende auch noch selbst stolz auf das Resultat ist, selbst ein gutes Bauchgefühl hat, dann erfüllt einen die Arbeit ungemein.
Was war der coolste Trailer, den ihr jemals produziert habt?
C: Die Projekte, die in besonderer Erinnerung bleiben, sind die Gemeinschaftsprojekte. Ich denke da beispielsweise an einen Sing Along-Shanty Song für die „Pirates of the Caribbean“-Saga von Dirk, einer weiteren Kollegin und mir, u. a. mit den Original-Synchronstimmen von Jack Sparrow und Mr. Gibbs. Hierfür haben wir selbst einen Text geschrieben und gemeinsam mit ca. 50 Kreativen einen Piratensong aufgenommen. (lacht) Das hat enormen Spaß gemacht. Ich glaube, es gibt kaum eine andere Abteilung, in der so viel Wahnsinn und Chaos, aber zugleich auch Kreativität und Ideenreichtum in den Köpfen der Mitarbeiter:innen steckt. Die schönsten Trailer sind außerdem meist die, die einem die meisten Freiheiten lassen. Trailer, bei denen man nur den Titel nennen muss, wie „Sherlock Holmes“, und damit quasi schon alles gesagt ist. Dann hat man besonders viel Platz für Ideenreichtum und Spaß. Und die für das Format nötige Information wird automatisch auf dieser Welle miterzählt.
Hast du noch weitere Beispiele?
C: Andere Beispiele, an die ich mich gerne erinnere: Für das 25-jährige Jubiläum haben wir mit den Synchronsprecher:innen der Simpsons in einem detailgetreu nachgebauten Wohnzimmer gedreht und bekannte Situationen nachgestellt. Wir haben für Joko und Klaas‘ Show-Strafe unsere Entertainment-, Infotainment- und Fiction-Trailer in ganz neuem Licht erstrahlen lassen und mit den beiden umgesetzt. Oder für den siebten Star-Wars-Film haben als einziges Unternehmen weltweit eine Imagekampagne zum Kinostart gemeinsam mit Lucasfilm auf die Straße gebracht.
Wenn ihr Trailer für solch große Filmreihen wir Star Wars schneidet, bedarf das bestimmt auch viel Abstimmung mit bekannten Persönlichkeiten aus dem Showgeschäft, oder?
C: Für sehr ambitionierte Ideen muss man natürlich immer erst die Freigabe bekommen. Hierfür setzen wir uns mit den Verleihern wie Disney oder Warner zusammen und besprechen die Ideen der Kreativen im Vorfeld. Wir machen auch oft konzeptionelle Kooperationen zu Kinostarts mit den Verleihern und tatsächlich in diesem Zusammenhang bereits mit Größen wie Christopher Nolan, J. J. Abrams oder Kathleen Kennedy, der Chefin von Lucasfilm zu tun gehabt. Harrison Ford hat uns auch schon selbst einmal einen Trailer freigegeben. Der echte Kermit der Frosch aus Amerika einen gespielt. Ich durfte außerdem bereits zusammen mit meinem Team mit dem Cast von „Young Sheldon“ oder „This is Us“ drehen und Ideen umsetzen, aber auch intensiv mit Klaas Heufer-Umlauf und Lars Jessen für „Check. Check“ zusammenarbeiten.
Was muss man mitbringen, wenn man bei euch im Bereich arbeiten möchte?
C: Um es mit Homer J. Simpsons Worten zu sagen: „Die Bereitschaft, in Schichten zu arbeiten, mindestens einen Monitor und keine Freunde!!“ (lacht) Ich denke, ein vorhandenes Verständnis, Geschichten zu erzählen – nicht mal unbedingt im klassischen Sinne – muss gegeben sein: Elemente ansprechend zu erschaffen und aufzubereiten, Informationen zu filtern und am Ende innerhalb kurzer Zeit in irgendeiner Form auf den Punkt zu bringen. Bei Spielfilmen und Serien geht es oft auch tatsächlich um Storytelling in kürzester Zeit: Wie kann ich das Wesentliche in 30 Sekunden zusammenfassen ohne die Leute damit komplett zu überfahren? Wie kann ich mit etablierten Formaten neue Zuschauer:innen gewinnen? Wie bekomme ich generell die Leute vor den Bildschirm? Und dann noch ins richtige Programm? Man benötigt ein gewisses Verständnis von Filmen, Serien, Shows, Magazinen und Medien im allgemeinen, aber auch eine spürbare Begeisterung für die Sache.
D: Man braucht durchaus viel popkulturelles Wissen. Nicht nur, wenn man für den Film- und Serienbereich arbeitet, sondern auch in vielen anderen Bereichen von P7S1 (Magazine, Shows, etc.). Denn man generiert viele Ideen aus den Medien, die man auch privat konsumiert (Zeitschriften, Musik, Comics, Videospiele, etc.). Über den Tellerrand blicken ist wichtig und dass man viele kreative Impulse auf- und mitnimmt.
Wie glaubt ihr, dass sich die Welt der Trailer in Zukunft entwickeln wird?
C: Das großartige an diesem Job ist, dass sich diese Medienlandschaft immer noch verändert und sich auch die Inhalte ständig weiterentwickeln und man nie wirklich am Ziel ist. Man hat immer noch nicht das Gefühl, dass man alles gemacht hat. Es gibt immer wieder neue Methoden, neue Erzählweisen und Plattformen, die auf den Tisch kommen. Mit dem Aufkommen der deutschen Serien hat man zum Beispiel auch ganz andere Möglichkeiten, mit den Talenten zu arbeiten (bei US-Content ist man da erfahrungsgemäß auf das vorliegende Material beschränkt) und auch die sozialen Medien entwickeln sich ständig weiter und bekommen immer mehr Bedeutung. Außerdem ergibt sich dadurch auch eine ganz andere Art und Weise, wie Trailer konsumiert werden - man muss immer wieder ganz anders denken. Es gibt überhaupt keinen Verschleiß und die Freude ist immer noch so groß wie am ersten Tag, wenn noch nicht größer, weil man mittlerweile mehr Möglichkeiten zur Verfügung hat und so auch der Spielplatz immer größer wird.
D: Wie Christian schon meinte: Man lernt nie aus. Dinge wie Social Media und die Erstellung von Inhalten für diese Medien setzen auch voraus, dass man sich mit ihnen beschäftigt und weiß, was dafür wichtig ist. Unsere Aufgabe ist es, Strömungen zu erkennen, an die wir mit unseren kreativen Ideen anknüpfen. Alle kreativen Ideen und Impulse, die neu und up to date sind, kommen automatisch mit an den Tisch und wenn man es nicht kennt, lernt man es kennen. Das Schöne bei uns ist, dass jede:r seine oder ihre eigene Mentalität mitbringt und so sein kann, wie er ist. In meinen über 20 Jahren bei P7S1 konnte ich so schon die verschiedensten Strömungen, Veränderungen oder Entwicklungen miterleben. All diese kreativen Energien, die zusammenkommen… Es lässt sich nur schwer beschreiben, was man hier erleben kann.