Linda arbeitet als Senior Manager Executive Security Affairs  in der Konzernsicherheit von P7S1 und ist damit in einem Bereich tätig, um den sich viele Mythen ranken. Im Interview gibt sie uns einen Einblick in ihren Alltag, räumt mit einigen Vorurteilen auf und erzählt, wie sich die Branche in den letzten Jahren verändert hat. Welche Rolle Diversity dabei spielt und warum Bauchgefühl und Intuition bei ihrer Arbeit so wichtig sind, verrät sie hier.

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Katrin Dusel

Die Mythen der Sicherheitsbranche - ein Interview mit Linda Hagen

Linda arbeitet als Senior Manager Executive Security Affairs  in der Konzernsicherheit von P7S1 und ist damit in einem Bereich tätig, um den sich viele Mythen ranken. Im Interview gibt sie uns einen Einblick in ihren Alltag, räumt mit einigen Vorurteilen auf und erzählt, wie sich die Branche in den letzten Jahren verändert hat. Welche Rolle Diversity dabei spielt und warum Bauchgefühl und Intuition bei ihrer Arbeit so wichtig sind, verrät sie hier.

Liebe Linda, du arbeitest im Bereich Corporate Security. Wie lange bist du schon bei ProSiebenSat.1?

Ich bin seit viereinhalb Jahren Teil von P7S1. Damals habe ich mit der Betreuung von Events und Produktionen im Inland angefangen und mich dann in den Bereich Reisesicherheit umorientiert. Die Abteilung Konzernsicherheit besteht in dieser Form noch nicht sehr lange, sodass man die Möglichkeit hat, sich frei zu entfalten. Im Bereich Reisesicherheit bin ich nun für Produktionen und Events im Ausland, aber auch für die Sicherheit von Geschäftsreisenden verantwortlich. Dementsprechend habe ich einen sehr engen Kontakt zu Kolleg:innen aus dem Bereich HR, dem Travelmanagement und – aktuell bedingt durch Corona – auch mit dem Krisenmanagement.

Du hast uns eben schon einen kleinen Einblick in deinen Arbeitsalltag gegeben: Wie sieht ein typischer Tag in deinem Beruf aus?

Mein Tag startet morgens auf jeden Fall mit einem Kaffee. (lacht) Ansonsten priorisiere ich meine Mails und Anfragen, um zu sehen, welche Themen sofort angegangen werden müssen. Durch die Pandemie ist das Bewusstsein für das Thema Sicherheit sehr gestiegen und wir sind viel mehr in den Fokus gerückt. Früher sind wir lediglich auf Kolleg:innen zugegangen, die eine Dienstreise in ein Risikogebiet geplant hatten. Heute sind wir bei jeglichen Reiseaktivitäten eingebunden.

Deine Arbeit hat sich in den letzten Monaten also sehr verändert?

Total! Unsere Arbeit ist zurzeit sehr spannend, da viele Bereiche von den Auswirkungen der Pandemie betroffen sind.  Eine meiner Haupttätigkeiten ist momentan das Beobachten der aktuellen Ein- und Ausreisebestimmungen für die unterschiedlichen Länder. Dabei folgen wir dem Grundsatz, dass momentan natürlich so wenig wie möglich und so viel wie nötig gereist werden sollte. Wir versuchen, alle erforderlichen Bereiche frühzeitig miteinander zu verknüpfen und schauen uns natürlich vor Produktionen, Events oder Reisen die Sicherheits- und Hygienekonzepte genau an.

Werfen wir nochmal einen Blick zurück: Wie bist du im Sicherheitsbereich gelandet?

Eigentlich wollte ich mein Leben lang zur Polizei, denn auch mein Vater war Polizist in Hamburg. Doch wie in vielen Bundesländern war zum damaligen Zeitpunkt auch dort eine Mindestgröße für Polizist:innen vorgeschrieben. Mit meinen 1,58m war ich leider zu klein, um diesen Traum zu verwirklichen. Als Alternative habe ich Risiko- und Sicherheitsmanagement studiert und bereits währenddessen ein Praktikum in der Konzernsicherheit absolviert. Nach meinem Studium bin ich nach München gezogen und habe knapp zwei Jahre bei einem großen Automobilhersteller gearbeitet, bevor es mich zu P7S1 gezogen hat. Mittlerweile sind im Sicherheitsbereich nicht mehr nur ehemalige behördliche Angestellte zu finden, sondern die Zahl der Mitarbeiter:innen mit einem akademischen Sicherheitsstudium nimmt immer mehr zu. Es kommt auf der einen Seite viel auf Erfahrungswerte an, aber ein gutes Fein- und Bauchgefühl spielen eine ebenso große Rolle.

 

Über den Sicherheitsbereich gibt es – wie über viele andere Bereiche auch – einige Mythen und Vorurteile.

Spielst du darauf an, dass viele dieses Berufsfeld im ersten Moment mit dem „klassischen Türsteher“ assoziieren? (lacht) Mit diesem Mythos räume ich hiermit sehr gerne auf, denn das ist natürlich nicht unser Job – auch, wenn man definitiv häufig Scherze darüber machen kann.

Wenn wir schon bei Mythen sind: Gibt es noch weitere, die du gerne widerlegen würdest?

Ein Mythos, der tatsächlich stimmt, ist, dass in der Sicherheitsbranche das Verhältnis von Männern und Frauen noch nicht ausgewogen ist. Meiner Wahrnehmung nach, steigen die Zahlen deutlich und immer mehr Frauen einen akademischen Abschluss machen, aber wenn man sich die Konzernsicherheiten von heute anschaut, sind wesentlich mehr Männer als Frauen vertreten – insbesondere in den oberen Führungspositionen.

Wie sieht das bei euch im Team aus?

Da hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Angefangen bei unserer Kollegin Marion, die als erste Frau in der Abteilung anfing. Kurze Zeit später kam ich dazu und auch unsere letzten beiden Stellen konnten wir mit Frauen besetzen. Bei Praktikant:innen achten wir ebenfalls auf ein ausgewogenes Verhältnis und so haben wir uns in den letzten Jahren deutlich diverser aufgestellt. In Kürze sind wir im Team dann fünf Frauen und zehn Männer, was einen extremen Unterschied zu den Anfängen darstellt. Und diese Diversifikation tut der Branche sehr gut! Wir alle bringen verschiedene Blickwinkel auf Situationen und unterschiedliche Stärken mit – auch unabhängig vom Geschlecht. Das sollten wir weiter pushen.

Siehst du auch eine branchenübergreifende Entwicklung hinsichtlich Diversity?

Total! Meiner Einschätzung nach liegt dies unter anderem an dem steigenden Bildungsangebot in dem Bereich, denn die Studiengänge sind für Männer wie Frauen gleichermaßen attraktiv. Und mit dem entsprechenden Hochschulabschluss hat man grundsätzlich bessere Chancen, in der Konzernsicherheit oder in Beratungsunternehmen einen Job zu finden. Früher war für viele Frauen eine behördliche Festanstellung bei Polizei oder Bundeswehr sehr erstrebenswert, z.B. hinsichtlich des Mutterschutzes. Heute bieten Wirtschaftsunternehmen Benefits wie Elternzeit oder Kinderbetreuung, die mindestens genauso attraktiv sind. Ich würde mir wünschen, dass sich in unserem Berufsbild hinsichtlich Diversität künftig noch mehr tut.

Glaubst du, dass auch P7S1  generell etwas damit zu tun hat, dass Corporate Security hier so attraktiv ist?

Hier wären wir direkt beim nächsten Mythos, denn es ist – unabhängig vom Bereich – glaube ich für alle immer besonders, wenn man „beim Fernsehen“ arbeitet. (lacht) Aber ja: Ich persönlich empfinde uns aufgrund unserer Vielfalt an Bereichen und auch Charakteren hier als sehr attraktiven Arbeitgeber. Das bezieht sich aber wie gesagt nicht nur auf den Sicherheitsbereich.

Vielen Dank, liebe Linda, für deine Zeit und das Interview.

Female Diversity im Bereich Corporate Security