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Katrin Dusel

Dos & Don’ts einer erfolgreichen Bewerbung – Paulina, Senior Recruiterin im Interview

Braucht man heutzutage noch ein Anschreiben und worauf kommt es bei einer Bewerbung wirklich an? Paulina ist seit etwa fünf Jahren im Recruiting-Team der ProSiebenSat.1-Gruppe tätig und weiß deshalb genau, was eine erfolgreiche Bewerbung ausmacht. Im Interview teilt sie ihre Top-Tipps und Einblicke aus ihrer täglichen Arbeit.

Liebe Paulina, welche Bereiche betreust du als Recruiterin? 

Aktuell betreue ich mit den Bereichen Legal, M&A, Finance sowie Accounting & Taxes einen Teil der Corporate Functions. Außerdem kümmere ich mich recruitingseitig um SevenVentures als Investmentarm der P7S1 Gruppe, um die TV- Redaktionen mit bekannten Formaten wie :newstime, taff, Abenteuer Leben und Galileo. Es ist eine spannende Mischung aus strategisch-analytischen und kreativen, mediennahen Rollen. 

 

Das klingt nach einem großen Betreuungsbereich mit vielen Mitarbeitenden und Stellen. Wie viele Bewerbungen gehen pro Stelle ein?

Das variiert sehr stark und hängt von der Spezifität der Position sowie ihrer Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt ab. Manche Stellen bekommen nur 10 Bewerbungen, andere bis zu 400. Letztes Quartal hatten wir beispielsweise mehrere Stellen ausgeschrieben und insgesamt rund 10.000 Bewerbungen in drei Monaten erhalten.

 

Was muss eine Bewerbung bei dieser hohen Konkurrenz haben, damit sie dir sofort ins Auge sticht?

Eine Bewerbung sticht für mich besonders hervor, wenn sie Klarheit und Fokus zeigt. Ich achte darauf, dass Kandidat:innen ihre Bewerbungsabsicht deutlich machen: Warum passt diese Stelle zu ihnen, und warum sind sie die richtige Wahl für diese Position? Diese Schlüsselaussagen sollten klar strukturiert und leicht nachvollziehbar sein. 

Es ist wichtig, relevante Erfahrungen und Fähigkeiten hervorzuheben, die erkennen lassen, dass sich die Person mit der Rolle auseinandergesetzt hat und versteht, worauf es ankommt. Gleichzeitig interessiert mich, was die Person motiviert und welche Stärken sie einbringen möchte. Eine Bewerbung sollte nicht nur Fakten liefern, sondern auch einen ersten Eindruck der Persönlichkeit und Haltung vermitteln.

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Worauf legst du als Recruiterin bei einem Lebenslauf besonders viel Wert?

Da das Anschreiben bei uns keine Pflicht ist, sollte der Lebenslauf umso aussagekräftiger sein. Eine klare Struktur und kurze Beschreibungen der einzelnen Stationen sind essenziell, um den beruflichen Werdegang nachvollziehbar zu machen. Erwähne gerne besondere Erfolge oder abgeschlossene Projekte, auf die du stolz bist - sie zeigen dein Engagement. 

Je nach Rolle darf der Lebenslauf gerne kreativer oder klassisch-schlicht gestaltet sein. An der Art der Gestaltung eines CVs merke ich sehr schnell, ob Kandidat:innen die Rolle verstehen, denn idealerweise spiegelt sich dieses Rollenverständnis in der Bewerbung wider. Ein persönlicher Touch ist schön, aber er sollte authentisch sein. Statt Floskeln bei den Hobbys wie „Kochen“ oder „Reisen“ erwähne Details, die ein ersten Einblick in deine Persönlichkeit geben und gleichzeitig deine Bewerbung unverwechselbar machen.

 

Braucht man heutzutage noch ein Anschreiben?

Für Bewerbungen bei P7S1 ist ein Anschreiben nicht mehr zwingend erforderlich. Natürlich kann es sinnvoll sein, ein Anschreiben zu ergänzen, wenn man bestimmte Aspekte seines Werdegangs erklären möchte oder zusätzliche Informationen vermitteln will, die aus dem Lebenslauf nicht hervorgehen.

Wichtig ist, dass ein Anschreiben kurz und prägnant bleibt. Es sollte eine Ergänzung des Lebenslaufs sein, keine Wiederholung. Authentizität ist dabei entscheidend – überzeuge uns mit deiner Persönlichkeit anstatt mit standardisierten Phrasen.

 

Und was sollte man möglichst vermeiden?

Ich hatte immer ein schlechtes Gefühl, wenn ich einen Lebenslauf gescreent und gesehen habe, dass es sich um dabei eine Massenbewerbung handelt. Leider sieht man häufig, dass die Bewerbung nicht an uns, sondern (auch) an ein anderes Unternehmen gerichtet wurde. Das hat natürlich einen negativen Beigeschmack.

 

Welche Bewerbungen sind dir besonders im Gedächtnis geblieben und warum?

Einige Bewerbungen waren so kreativ, dass sie mir wirklich in Erinnerung geblieben sind. Zum Beispiel gab es Bewerber:innen, die nicht nur einen klassischen Lebenslauf eingereicht haben, sondern auch ein kreatives Video. In einem Fall hat sich eine Person selbst in einem Studio-Setting interviewt – mit einer gelungenen Mischung aus Humor und Fachwissen. 

Für redaktionsnahe oder kreative Positionen kann das ein toller Ansatz sein, weil es zeigt, dass die Person wirklich nachdenkt, wie sie auffallen kann. 

Solche Bewerbungen sind zwar nicht in jedem Kontext passend, aber sie bleiben definitiv im Gedächtnis.

 

Vielen Dank Paulina für die spannenden Insights!