Du hast von langfristigen Veränderungen gesprochen: Welche Dinge werdet ihr auch in Zukunft beibehalten?
Gerade in unserer Branche wird sich in Zukunft ein gesunder Mix aus virtuellen Veranstaltungen und Events, die vor Ort stattfinden, herausbilden und wir werden immer genau abwägen, welches Format für welche Veranstaltung sinnvoll ist. Die Frage ist doch immer, was man mit einem Event erreichen möchte: Fachvorträge, bei denen es nur um den Informationsgehalt geht, können super virtuell stattfinden. Bin ich aber am Get-Together und Networking im Nachgang interessiert, dann ist das live und in Farbe unbestritten besser. Es gibt den schönen Spruch: „Ein Event kann man erleben.“ Und gewisse Sinne kann ich mit einem digitalen Event einfach nicht ansprechen.
Quasi über Nacht musste das komplette Eventgeschäft digitalisiert werden. Was war die größte Herausforderung – besonders zu Beginn?
Wir haben schon Anfang März begonnen, darüber nachzudenken, ob wir diese oder jene Veranstaltung überhaupt noch ausrichten können und haben dies auch intensiv mit unseren KundInnen diskutiert. Ein Beispiel dafür war unsere Jahreshauptversammlung, denn die Planung einer solchen Großveranstaltung benötigt eine lange Vorlaufzeit. Erstmal war es also eine große Herausforderung, abzuwägen, ob Veranstaltungen durchgeführt werden können und welche alternativen Konzepte es gibt. Wie können wir außerdem Stornokosten vermeiden? Und welche Rechte hat man in einer derartigen Ausnahmesituation? All diese Fragen galt es zunächst zu klären. Nach dieser sehr bürokratischen Anfangsphase haben wir uns schnell gefangen und gemerkt: Wir haben mit unseren Studios und den Kollegen aus der Produktion eine super Infrastruktur, auf die wir zurückgreifen können und die uns gegenüber anderen Unternehmen bei digitalen Events einen klaren Startvorteil verschaffen. Jetzt müssen wir eine Basis schaffen, mit der wir bestimmte Events trotzdem organisieren können, auch wenn sie anders stattfinden als wir es geplant haben. Plötzlich war die Frage nicht mehr, welche Blumen passen in das Farbkonzept der Veranstaltung, sondern, was ist technisch die beste Lösung für einen reibungslosen Ablauf.
Wenn du das letzte Jahr nochmal Revue passieren lässt: Was ist dein persönliches Learning 2020?
Ich denke, wir haben alle viel aus dieser Zeit gelernt – sowohl beruflich als auch privat. Wir haben gemerkt, wie wichtig unser Umfeld für uns ist und wie schwer es ist, auf alltägliche Dinge wie Restaurantbesuche, Umarmungen oder ähnliches zu verzichten. Ich freue mich wirklich wahnsinnig darauf, wenn diese Dinge, die früher so normal waren, wieder möglich sind, man wieder verreisen, Essen gehen, Freunde treffen und Sport (alles außer Spaziergehen) machen kann. Ein professionelles Learning ist: WOW! Es ist unglaublich, wie viel eigentlich möglich ist und wie viel wir trotz der widrigen Umstände möglich gemacht haben. Es ist großartig und beeindruckend, wie wir es geschafft haben, in dieser Zeit digital zusammenzuarbeiten und was für einen Spirit wir dabei weiterhin hatten. Wir haben es gemeinsam geschafft; auch an schlechten Tagen hat jeder von uns sein Bestes gegeben, damit wir diese Zeit gemeinsam durchstehen. Außerdem haben wir gelernt, dass wir nicht immer und überall vor Ort sein müssen. Stattdessen können wir einfach sagen: „Ich schalte mich heute mal dazu.“ Aber es fehlt natürlich der persönliche Austausch mit KollegInnen und DienstleisterInnen und die direkte Rückmeldung von TeilnehmerInnen/ GästInnen. Das erste Event, das wieder physisch stattfinden kann, wird auf alle Fälle gefeiert.