Wie kamst du zu diesem doch eher ausgefallenen Beruf?
Als Neunjährige war ich total fasziniert, als ich einen Jugendlichen durch ein Klassenzimmerfenster mit einem Schulfreund in Gebärdensprache kommunizieren sah. Ich wollte das auch lernen! In der Bibliothek entdeckte ich die "Blauen Bücher", Lexika mit Schwarzweißfotos und Pfeilen, die mir die Deutsche Gebärdensprache näherbrachten. Damit übte ich in meinem Kinderzimmer und versuchte mir die Sprache selbst beizubringen.
Einige Jahre später lernte ich zwei gehörlose Menschen kennen, die Familie für mich wurden. Ich tauchte ein in ihre Welt, die so anders war als die der Hörenden. Nach dem Abitur zog ich nach Hamburg, um dort Gebärdensprachen zu studieren. In meiner Linguistik-Vorlesung lernte ich den ersten tauben Professor Deutschlands kennen, der in Gebärdensprache unterrichtete. Die Dolmetscher:innen, die seine Gebärden in gesprochene Sprache für uns dolmetschten, beeindruckten mich enorm durch ihre neurolinguistischen Leistungen.
Ich wollte das auch können! (Also studierte ich Gebärdensprachdolmetschen in Berlin.)
Was hat dich am meisten überrascht bei deiner Arbeit für „Germanys Next Topmodel by Heidi Klum“?
Die enorme Reichweite von "Germany's Next Topmodel" nach so vielen Staffeln ist beeindruckend. Allein die Entscheidung alle Folgen der Staffel mit Gebärdensprachdolmetscher:innen zu besetzen, ist ein Meilenstein! So ein Format mit solch einer großen Reichweite setzt ein starkes Zeichen für Vielfalt im deutschen Fernsehen. Es ist eine Vorbildfunktion, die einen riesigen Schritt hin zur Barrierefreiheit in der Medienlandschaft zeigt.
Liebe Lisa, vielen Dank für das Interview!