Hast du in deinem Job die Möglichkeit, queere Themen einzubringen und dadurch vielleicht zu dieser Aufklärung beizutragen?
Meine Themen drehen sich um Promis. Bei diesen Geschichten kann man natürlich mehr in die Tiefe gehen und die Emotionalität dahinter beleuchten, als das bei faktenorientierten Formaten der Fall ist. Mein Team und ich können vorschlagen, worüber wir unbedingt einmal sprechen sollten und das wird in unserer Redaktion gerne angenommen. Diese Offenheit schätze ich sehr. Meine persönlichen Erfahrungen im Berufsleben sind echt sehr geradlinig und positiv. Findest du das komisch? (lacht)
Gar nicht. So soll es idealerweise sein!
Lass mich an dieser Stelle vielleicht einen Gedanken ergänzen, bevor wir zur nächsten Frage kommen: Ich hatte das Glück, schon als Kind ein großes Selbstbewusstsein aufbauen zu können, was mich und meine sexuelle Orientierung betrifft. Meine Eltern waren immer sehr unterstützend. Wäre das nicht so gewesen, wäre vermutlich alles ganz anders verlaufen. Hätte ich den Rückhalt nicht gehabt, hätte ich vielleicht Probleme damit gehabt, mich im Job zu outen. Glücklicherweise musste ich nicht viele Hindernisse überwinden. Das ist mir bewusst und ich verstehe sehr gut, wenn andere Menschen sich nicht einfach outen können, da sie auf diesem Weg viele Hürden bewältigen müssen. Vielleicht hat man privat schon viel durchgestanden und daher nicht die Kraft, sich im Job zu outen. Bei vielen sitzt die Angst tief, weil sie schreckliches erlebt haben. Das Verständnis dafür macht unsere Community aus.
Welchen Rat würdest du Menschen mit auf den Weg geben, die im Berufsleben noch nicht zu sich und ihrer sexuellen Identität stehen können?
Da ein Outing ein so persönliches Thema ist, finde ich es sehr schwierig, anderen in dieser Sache einen Rat zu geben. Jede:r trägt sein oder ihr persönliches Päckchen mit sich. Bei manchen ist es die Familie, bei anderen die eigene Persönlichkeit oder die Religion. All diese Punkte können Hindernisse sein, vor anderen völlig zu sich selbst zu stehen. Der einzige Rat, den ich hier geben möchte: Du musst dich wohlfühlen, wie du lebst. Überlegt euch, was im schlimmsten Fall passieren könnte. Ganz oft ist die eigene Hürde größer als das, was danach tatsächlich kommt. Außerdem kann ein unterstützendes Netzwerk eine große Hilfe in diesem Prozess sein.