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Julia Rosenzweig

Queer im Job: Christian im Interview

„Ich wünsche mir, dass jede Person, ungeachtet ihrer geschlechtlichen Identität gleichbehandelt wird und dieselben Chancen hat.“ 

Wir freuen uns, mit Christian unseren ersten Gast in unserer „Queer im Job“-Interviewreihe in 2025 begrüßen zu können. Er ist Teil des Data Competence Centers bei ProSiebenSat.1 PULS 4, einer Tochter der ProSiebenSat.1 Gruppe in Wien und erzählt uns, welche Herausforderungen er als queere Person in den 90er Jahren hatte und was sich seiner Meinung nach seitdem verändert hat. Außerdem erfahren wir von ihm spannende Insights, die selbst für manch langjährige Kolleg:innen noch neu sein dürften... 

Lieber Christian, schön, dass du da bist und wir dich als Gast in unserer „Queer im Job“-Reihe begrüßen dürfen!

 

Wir würden dich als Person gerne etwas besser kennenlernen. Kannst du uns einen Einblick geben, wer du bist und was du bei uns machst? 

Sehr gerne! Ich bin Christian, auch „Mosi“ genannt und seit 2017 im Data Competence Center bei ProSiebenSat.1 PULS 4, einer Tochter der ProSiebenSat.1 Gruppe in Wien tätig. Kurz gesagt analysiere ich mit meinen Kolleg:innen TV- und Joyn Daten, bereite diese auf und unterstütze damit all unsere anderen Bereiche, insbesondere unser Sales-Team.  

 

Hat deine sexuelle Orientierung in deinem Job jemals eine Rolle gespielt? 

Das kann ich so gar nicht genau beantworten, ob meine berufliche Laufbahn anders verlaufen wäre, wenn ich mich nicht geoutet hätte. Da meine sexuelle Orientierung bisher im beruflichen Umfeld glücklicherweise positiv aufgenommen wurde, hatte ich nie das Gefühl, dass diese eine Rolle gespielt hat. Ich denke aber auch, dass es im Agentur- und Medienumfeld im Vergleich zu anderen Branchen leichter war sich zu outen, weil es dort oft etwas liberaler zugeht.  

Du hattest dein Outing Anfang der 90er Jahre. Welche Veränderungen hast du in Österreich, aber auch generell, seitdem in Bezug auf gesellschaftliche Akzeptanz festgestellt? Und wie schätzt du die Situation für junge queere Personen heutzutage ein, die vor ihrem Coming-out stehen?  

In der Vergangenheit war Österreich leider nicht gerade Vorreiter. Zum Beispiel wurde der Paragraf für die Schutzaltersbestimmung homosexueller Männer, der sexuelle Handlungen zwischen Männern über 19 Jahren mit Männern unter 18 Jahren unter Strafe stellte, erst 2002 aufgehoben.  

Trotzdem herrschte gerade in Wien Aufbruchstimmung in den 90er Jahren mit der ersten Regenbogenparade und vielen neuen queeren Events. Seit 2010 gibt es die eingetragene Partnerschaft auch für gleichgeschlechtliche Paare, seit 2019 die uneingeschränkte Ehe für alle – grundsätzlich ist das natürlich eine erfreuliche Entwicklung.   

Meinem Empfinden nach hat sich schon viel getan in den letzten Jahrzehnten und ich habe den Eindruck, dass es heute im Vergleich zu früher etwas leichter ist, zu seiner sexuellen Orientierung zu stehen. Gleichzeitig müssen wir in der heutigen Zeit, die politisch nicht immer ganz einfach ist, wachsam bleiben und uns weiter für unsere Rechte einsetzen.  

Wie siehst du die Rolle von Medien bei der Sichtbarkeit und Akzeptanz queerer Personen? 

Die Rolle der Medien finde ich sehr wichtig, gerade, als jemand der aus dieser Branche kommt. Sowohl durch TV-Formate als auch über Social Media haben wir mittlerweile viel mehr Möglichkeiten, queere Personen sichtbar zu machen. Als ich jugendlich war, hätte ich mir solche Plattformen gewünscht, wobei damals die Privatsender mit ihren Nachmittags-Talk-Shows auch schon einiges für die Sichtbarkeit getan haben, indem sie Homosexualität thematisierten. Durch die Tatsache, dass man hier andere queere Personen gesehen hat, die sich in der gleichen Situation wie man selbst befanden, hatte ich das Gefühl, nicht allein zu sein. Das kann gerade in jungen Jahren, die oftmals von Unsicherheiten begleitet sind, sehr hilfreich sein und Mut machen. 

 

"Ich wünsche mir, dass jede Person, ungeachtet ihrer geschlechtlichen Identität gleichbehandelt wird und dieselben Chancen hat." 

Was wünscht du dir für die Zukunft der LGBTQ+-Community in der Arbeitswelt? 

Das kann ich schnell und einfach beantworten: Die persönliche Lebensgestaltung und die sexuelle Orientierung sollte weder im Recruitingprozess noch bei der Karriereentwicklung eine Rolle spielen. Ich wünsche mir, dass jede Person gleichbehandelt wird und die identischen Chancen hat.  

 

Wie immer haben wir natürlich noch unsere obligatorische spannende Schlussfrage: Gibt es etwas, das deine Kolleg:innen noch nicht über dich wissen? 

Ja, sogar zwei Dinge. Viele wissen nicht, dass ich ursprünglich einmal Landschaftsarchitektur studiert habe und eigentlich wollte ich Landschaftsplaner werden wollte, bevor ich meine Leidenschaft für die Mediaplanung entdeckt habe.  

Außerdem könnte für viele der Fakt neu sein, dass ich in den 90er Jahren Teil einer der Satire- und Performance-Gruppe namens H.A.P.P.Y. war und dort den Protagonisten „Günther“ gespielt habe. H.A.P.P.Y war damals die erste „Men Only“ DIY-Bastelsendung im deutschsprachigen Fernsehen auf TVI, einem offenen Kanal in Wien. 

Übrigens haben wir – zur Jahreszeit passend - unter anderem auch eine Anleitung für ein DIY-Osternest veröffentlicht. Wer also noch Inspiration für das Osterwochenende im April sucht, kann gerne mal hier reinklicken 😊 

Vielen Dank lieber Christian für das tolle Interview mit dir und dass du da warst!