„Ich bin davon überzeugt, dass jede einzelne Stimme etwas bewirken kann – und zwar unabhängig vom Karrierelevel. Man lässt sich schnell dazu verleiten zu glauben, dass es so etwas wie Ablehnung oder Ausgrenzung in unserer offenen und aufgeschlossenen Medienbranche nicht gibt. Doch meiner Erfahrung nach ist die Branche vollkommen egal: Aufmerksamkeit und Aufklärung sind unerlässlich.“

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Katrin Dusel

Queer im Job: Oliver Peege im Interview

„Ich bin davon überzeugt, dass jede einzelne Stimme etwas bewirken kann – und zwar unabhängig vom Karrierelevel. Man lässt sich schnell dazu verleiten zu glauben, dass es so etwas wie Ablehnung oder Ausgrenzung in unserer offenen und aufgeschlossenen Medienbranche nicht gibt. Doch meiner Erfahrung nach ist die Branche vollkommen egal: Aufmerksamkeit und Aufklärung sind unerlässlich.“

 

Oliver Peege, Creative Director bei der RedSeven, ist unser nächster Gast der „Queer im Job“  Interviewreihe. Welche mutigen Ideen er für die LGTB+ Community bereits umsetzen konnte, welchen Impact Mitarbeitenden-Netzwerke haben können und wie wichtig die Stimme jedes Einzelnen ist, verrät er im Interview mit Jessica Steffens.

 

Lieber Oliver, was ist deine Position im P7S1-Kosmos? Erzähle uns gerne etwas mehr über dich.

Mein Name ist Oliver und ich arbeite als Creative Director bei der RedSeven. Dort bin ich seit mittlerweile neun Staffeln Teil der Germany's next Topmodel-Familie. Von der Vorauswahl über die Fotoshootings und Catwalks bis hin zum großen Finale begleite ich den kompletten Prozess. Definitiv mein Traumjob!

Du bist heute Teil unserer „Queer im Job“-Interviewreihe. Wo ordnest du dich auf dem LGBT+ Spektrum ein?

Meine sexuelle Orientierung wird durch das G repräsentiert: Ich bin schwul und habe einen festen Lebenspartner. Geoutet habe ich mich vor langer Zeit, etwa im Alter von 21 Jahren.

Wir freuen uns sehr, dass du heute unser Gast bist. Was hat dich dazu veranlasst, Teil unserer Interviewreihe zu werden?

Ich habe die Mitarbeiter:innen-Initiative PROUD und somit auch diese Interviewreihe von Anfang an begeistert verfolgt und wollte auch unbedingt meinen Beitrag dazu leisten. Ich glaube, dass jede einzelne Stimme etwas bewirkt. Man lässt sich schnell dazu verleiten zu glauben, dass es so etwas wie Ablehnung oder Ausgrenzung in unserer aufgeschlossenen Medienbranche nicht gibt. Das ist jedoch nicht wahr. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es ganz egal ist, ob du nun in einem Drogeriemarkt, bei einem Pharmakonzern oder eben beim Fernsehen arbeitest: Aufmerksamkeit und Aufklärung für das Thema ist in jedem Unternehmen wichtig.

Hat deine sexuelle Orientierung in deinem beruflichen Werdegang jemals eine Rolle gespielt?

Lass mich über diese Frage kurz nachdenken. Tatsächlich kann ich sagen: Nein. Oder vielmehr: Ich bin sehr dankbar, dass dies nicht der Fall war. Ich habe das Glück, dass für meine Vorgesetzt:innen ausschließlich meine berufliche Qualifikation von Bedeutung war.

 

Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie wichtig die Stimme jedes Einzelnen ist!

Absolut. Es ist so wichtig, dass jedes Mitglied der Community das tut, was im Rahmen seiner:ihrer Möglichkeiten liegt, um Aufmerksamkeit zu schaffen. Das gilt übrigens auch für Allies. Und ich rede nicht davon, dass es direkt ein GNTM-Drag-Finale sein muss. Mir hätte es am Anfang meiner Karriere schon geholfen, wenn ein:e Kolleg:in auf mich zugekommen wäre und mir zu verstehen gegeben hätte: „Du bist nicht allein. Ich erkenne dich, ich sehe dich. Bei mir bist du sicher und mit mir kannst du sprechen.“

Eine solche Anlaufstelle soll bei P7S1 unser PROUD-Netzwerk sein. Was kann ein solches Netzwerk deiner Meinung nach bewirken? Hast du das Gefühl, dass es Betroffenen eine Stimme gibt und dass wir schon laut genug sind?

Für jedes Mitglied der LGBT+ Community gibt es einen Moment im Leben, in dem man zum ersten Mal das Gefühl hat: Ich bin irgendwie ein bisschen anders als die anderen in meiner Klasse, Freundes- oder Kolleg:innen-Kreis. Und das kann sehr beängstigend sein. Gleichzeitig gibt es aber auch den Moment, in dem man merkt, dass man damit nicht allein ist. Ob das nun jemand aus einer Fernsehsendung, einem Interview oder im unmittelbaren Umkreis ist: Jede Person, mit der man sich identifizieren kann, hilft in dieser Phase. Das PROUD-Netzwerk kann gerade jungen, neuen Mitarbeiter:innen zeigen, dass es in jedem Zweig unseres Konzerns Gleichgesinnte gibt – egal ob auf Kolleg:innenebene oder in der Chefposition. Auf diese Weise kann das Netzwerk auch als Rückenstärkung für weitere Schritte in der Community dienen. Wir sind schon laut, aber wir können definitiv noch lauter werden. Deshalb appelliere ich an jeden, mitzumachen und diese Sichtbarkeit zu unterstützen. Und dazu ist jede:r von uns in der Lage!

Gibt es etwas, was deine Kolleg:innen noch nicht über dich wissen?

In unserer kleinen GNTM-Familie haben wir einen sehr offenen Austausch und da gibt es tatsächlich nichts Großes, was meine Kolleg:innen noch nicht wissen könnten. Bis auf eine Kleinigkeit vielleicht: Ich hatte mal Haare. (lacht)