Wie siehst du die allgemeine Akzeptanz von queeren Menschen in der Gesellschaft und welche Rolle spielen Medien in deinen Augen dabei?
Ich finde, dass die Akzeptanz in der Gesellschaft schon einmal besser war. Natürlich hat sich im Vergleich zu meinem Coming-Out zur Jahrtausendwendeviel zum Positiven verändert. Die Angriffe gegen die queere Szene und der Ton sind wieder deutlich lauter und schärfer geworden. Ich selbst bin zwar noch nicht angegriffen worden, aber man bekommt insbesondere durch die Medien mit, dass man in manchen Städten in bestimmten Vierteln vorsichtig sein muss. Auch die Anonymität in den sozialen Medien spielt eine große Rolle, die einige Menschen leider dazu verleitet, andere Personen zu beleidigen, die nicht in ihr Weltbild passen.
Was macht für dich das Arbeiten bei P7S1 beziehungsweise bei wetter.com als queere Person aus und was können Unternehmen deiner Meinung nach tun, um vor diesem Hintergrund möglichst attraktiv zu sein?
Das mag jetzt etwas abgedroschen klingen, aber ich gehe seit 20 Jahren echt mit sehr viel Spaß zur Arbeit. Ich verbringe mit meinen Kolleg:innen ja sehr viel Zeit, mit den meisten schon 20 Jahre. Da wird man wirklich wie eine kleine Familie. Ich denke, was Unternehmen tun können, ist eine offene Kommunikation in beide Richtungen zu fördern und ein Umfeld zu schaffen, in dem queere Menschen akzeptiert sind und in dem sie sich sicher fühlen können.
Wie jedes Mal in unseren Interviews wollen wir zum Abschluss natürlich auch noch bei dir nachfragen: Gibt es etwas, das deine Kolleg:innen noch nicht über dich wissen?
Ja, und zwar die Tatsache, dass ich fast gar nicht bei wetter.com angefangen hätte. Damals hing in der Uni in Berlin ein Aushang von wetter.com, auf dem neue Kolleg:innen für ihre meteorologische Abteilung gesucht wurden. Ich hatte Zweifel, ob ich wirklich schon so weit war, Wettervorhersagen fürs Fernsehen zu machen. Zum Glück hatten mein jetziger Mann und meine Schwiegermutter mich damals überredet wenigstens mal hinzugehen und es mir anzusehen. Ohne ihre Überredungskünste wäre ich vielleicht nie hier gelandet.
Und ein zweiter Fun Fact: mein Spitzname ist „Fräulein Smilla“, gerade im Winter. Ich liebe einfach verschneite Winterlandschaften und wenn dann auch noch die Sonne dazu scheint – perfekt!