Lieber Wolfgang, du warst kürzlich bei PROUT AT WORK zu Gast – dein erster Talk zu Diversity mit Fokus auf LGBT+. Wie fandest du es?
Das war ein schönes und inspirierendes Gespräch mit einem tollen Gesprächspartner, Albert Kehrer. Insbesondere auch deshalb, weil ich wieder feststellen konnte, dass meine Geschichte zu meinem Outing und meinem Schwulsein offensichtlich nach wie vor keine Selbstverständlichkeit ist. Es ist gut, dass wir immer wieder darüber sprechen und den Themen Queerness – nicht nur im Job, aber eben auch dort – Raum und Öffentlichkeit geben.
Für viele war dein Gespräch sehr inspirierend. Hast auch du – für dich persönlich – neue Impulse durch dieses Gespräch erhalten können?
Mir ist durch den Talk wieder bewusster geworden, dass Queerness und alles, was damit einhergeht, an Herausforderungen, Problemen, aber auch an Chancen und Vielfalt und vor allem auch neuen Perspektiven, immer noch nicht als selbstverständlich verankerter Teil des Arbeits- und gesellschaftlichen Lebens vorausgesetzt werden kann. Da haben wir – bzw. haben die Mitarbeiter:innen – bei ProSiebenSat.1 mit der tollen Initiative der PROUD-Community schon eine wirklich gute Gemeinschaft geschaffen und setzen damit auch ein wichtiges Zeichen. Nach intern wie auch nach außen für potenzielle neue Kolleginnen und Kollegen.
Insbesondere als PROUD-Community haben wir deinen Talk mit Spannung verfolgt. Teil unseres Netzwerks sind viele Allies, unsere Verbündeten, die sich für unsere LGBT+ Community stark machen. Wie wichtig sind Allies deiner Meinung nach und welche Mutmacher:innen hattest du in deinem Leben?
Verbündete und Unterstützer:innen zu haben, gehört doch zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen! Wir sind soziale Wesen und brauchen doch alle ein paar Menschen, die auf unserer Seite des Rings stehen. Ohne sie wird das Leben mühsam – und vor allem auch einsam! Nehmen wir meine Geschichte: Ich hätte nie so entspannt mit meiner sexuellen Identität umgehen können, hätte mich zum Beispiel nicht meine Mutter mit großer Unaufgeregtheit unterstützt. Ich hatte im Laufe meines Lebens viele tolle und bestärkende Menschen an meiner Seite. Ich glaube aber auch, dass wir es selbst in der Hand haben. Wir müssen lernen, diejenigen, die uns mutlos machen, nicht an uns heranzulassen – oder sie auch aus unserem Umfeld zu entfernen, wenn nötig. Beides gehört dazu.